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Ausgangsbetrachtung
Sri Lanka - die ersten Eindrücke
Sri Lanka/Wadduwa 14.4.2013
Sri Lanka, die erste Station meiner Reise, ist eine wunderschöne Tropeninsel und liegt im Indischen Ozean, südöstlich des indischen Subkontinents. Hier in Äquatornähe mit Durchschnittstemperaturen zwischen 28 und 30 Grad Celsius für das ganze Land wurde seit alters her an weißen Palmenstränden und auf legendären Bergspitzen das Paradies vermutet.

Bis zum Jahr 1972 war Sri Lanka, was frei übersetzt „strahlend schönes Land“ bedeutet, unter dem Namen Ceylon bekannt. Während der europäischen Kolonialherrschaft nahmen die Niederländer, die Portugiesen und schließlich die Engländer das Land in ihren Besitz. Zunächst konnten allerdings nur die Küstenebenen beherrscht werden. Im Jahr 1818 wurde dann die gesamte Insel endgültig britisch. Im Juni 1947 wurde Ceylon britisches Dominion und am 4. Februar 1948 schließlich unabhängig innerhalb des Britischen Commonwealth. Am 22. Mai 1972 wurde Ceylon eine Republik mit dem Namen „Sri Lanka“. Heute ist Sri Lanka eine Präsidialrepublik und nennt sich „Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka.“

In Sri Lanka leben auf 65.610 km2 mehr als 20 Millionen Menschen. Im Vergleich dazu leben in Österreich auf knapp 84.000 km2 nicht ganz 8,5 Millionen Menschen. Die Bevölkerungsdichte ist damit mehr als dreimal so hoch als in Österreich.

Die dominierende Bevölkerungsgruppe Sri Lankas sind die Singhalesen. Sie stellen 74,9 Prozent der Bevölkerung der Insel. Die größte ethnische Minderheit sind mit 15,4 Prozent der Bevölkerung die Tamilen, die sich in Sri-Lanka-Tamilen und indische Tamilen aufteilen. Weitere Ethnien sind die Moors, tamilischsprachige Muslime, die sich selbst als Nachfahren arabischer Händler identifizieren, die Malaien und die Burgher, Nachfahren europäischer Kolonisten und einheimischer Frauen. Die Ureinwohner Sri Lankas, die Veddas, sind fast völlig verdrängt worden und werden nur noch auf einige hundert Individuen geschätzt.
Die ethnische Aufteilung spiegelt auch die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Religionen wider. Die Singhalesen sind größtenteils Buddhisten, die Tamilen mehrheitlich Hindus und die Moors ausschließlich Muslime. Unter den Tamilen und Singhalesen gibt es christliche Minderheiten.

Ein jahrzehntelanger blutiger Bürgerkrieg zwischen Tamilen, die einen eigenen Staat im Norden und Osten der Insel forderten, und Singhalesen forderte zwischen 1983 und 2009 zehntausende Menschenleben und hat die Gesellschaft zutiefst gespalten.

Am 26. Dezember 2004 zerstörte eine gewaltige Flutwelle ganze Küstenabschnitte und riss nach Behördenschätzungen mehr als 40.000 Menschen in den Tod. Der gewaltige Tsunami, dessen Ursprung eines der stärksten zum damaligen Zeitpunkt je gemessenen Erdbeben war, forderte neben Sri Lanka insbesondere in Indonesien, Indien und Thailand in Summe an die 250.000 Tote. In Sri Lanka waren besonders der Osten und der Süden der Insel betroffen. Die Flutwelle löste auch den Eisenbahnunfall von Peraliya aus, der mit geschätzten 1.800 Opfern als das schwerste Zugsunglück der Geschichte gilt.

Ein besonderes Problem ergab sich aus den rund 2.000.000 Antipersonenminen, die im Bürgerkrieg am Strand vergraben und nun aus dem Boden herausgespült wurden. Bereits als minenfrei markierte Gebiete stellten nun potenziell wieder eine Gefahr dar.
Eine beispiellose Welle von Hilfsbereitschaft verhalf dem Land damals jedoch, die schweren Wunden bald zu heilen. Als Österreicher bin ich darauf schon positiv angesprochen worden, da ich mich in vielen vom Tsunami betroffenen Gebieten aufgehalten habe.

Mein erster Kontakt zu Sri Lanka hat bereits in Österreich stattgefunden, als ich nämlich in der Botschaft ein Einreisevisum beantragen musste. Diese Begegnung hat mir wenig gefallen, war sie doch unnötig zeitaufwändig, unfreundlich und hat unnütz Geld gekostet (€38 für 45 Tage). Allerdings war die mäßig freundliche Person offenbar eine österreichische Angestellte der Botschaft. Dennoch sollte sich eine offizielle Vertretung im Ausland genau anschauen, wem sie den Erstkontakt mit dem Heimatland gewährt. Meine Erwartungen hinsichtlich der Gastfreundlichkeit waren also im Vorfeld nicht besonders hoch. Zusätzlich habe ich mir die Frage gestellt und dann auch der Angestellten, wozu denn ein Visum für Österreicher nötig sei, für ein armes Land, das unter anderem vom Tourismus lebt und jeden zahlenden Gast gut brauchen kann. Die Antwort kam knapp und vorwurfsvoll zurück, dass nämlich Österreich besonders unangenehme und schikanierende Einreisevorschriften hätte. Auch wenn ich das durchaus glauben kann, so besteht doch ein Unterschied, ob ein Europäer als Tourist nach Sri Lanka reist und dort mehr oder weniger viel Geld zurücklässt oder umgekehrt. Zudem hat eine Reihe europäischer Staaten und insbesondere auch Deutschland und Österreich der Insel in Zeiten großer Not (Tsunami) breitangelegte Unterstützung gewährt.

Als ich dann am 21. März in den frühen Morgenstunden noch vor Tagesanbruch in Colombo gelandet bin, war der Empfang durchaus angenehm. Ein moderner Flughafen und ein Reiseleiter, der den mehrstündigen Transfer zum Zielort organisierte, haben mich bei tropischen Temperaturen bereits erwartet. Während des Transfers habe ich dann die erste unangenehme Eigenheit Sri Lankas kennen gelernt. Es geht darum, für alles und jedes noch bevor eine Leistung erbracht ist, Trinkgeld anzumahnen und das ganz konkret und ohne jede Scham. Während ein paar deutsche Touris plötzlich nur mehr Kleingeld besaßen, suchte ich das Gespräch, da ich auch eine weitere Anfahrt hatte und als letzter ausstieg.
Der deutschsprechende Reiseleiter erzählte mir von all seinen Lebensproblemen und wie mit ihm seitens der Reisekonzerne umgegangen würde. Gleichzeitig ließ er anklingen, wie viel er und seine Familie täglich zum Leben brauchen würden. Er hat vor Transferbeginn gegen eine geringe Aufzahlung von einem Euro pro Person auch vorgeschlagen, die neue mautpflichtige Autobahn zu nehmen, anstatt sich an der Küstenstraße mühsam Richtung Süden zu quälen. Natürlich waren alle dafür, obwohl der Transfer ohnehin schon €29 pro Person gekostet hatte. Auch vergaß er nicht, nochmals Trinkgeld für Fahrer und den Kofferein- und ausräumer einzufordern. Schließlich war auch mein Zielort erreicht und ich überließ ihm ein paar Dollar, die ich extra für solche Zwecke zur Hand hatte. Den Koffer trug ich mir selber, da mir das dann schon zu blöd war. Und das Spiel setzte sich ja im Hotel fort. Aber immerhin erlebte ich während der Anfahrt den ersten Sonnenaufgang in Sri Lanka und wir durchquerten eine wunderschöne tropische Landschaft mit Reisfeldern und herrlichen Wäldern.

Die ersten Tage verbrachte ich in Hikkaduwa im Südwesten Sri Lankas ein paar Kilometer nördlich von Galle. In einem freundlichen Hotel dieser kleinen entlang der Straße und Bahnlinie gezogenen sehr belebten Stadt akklimatisierte ich mich und genoss die herrliche Gartenanlage und den tropisch schönen Strand. Ab und zu konnte ich sogar Schildkröten im seichten Wasser beobachten.
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